Einen Baum gerettet

Auf ein Wort vorweg: mir war nicht bewusst, dass ich diesen Blogartikel gar nicht veröffentlich hatte. Warum wohl? Fehlte ein Foto? Ich weiß es nicht mehr. Die hier geschilderte Begebenheit liegt schon fast 3 Jahre zurück, der Jugendclub ist inzwischen fertig gestellt (und wieder geschlossen wegen Corona).


Gleich gegenüber vom Museumseingang und also dem Museumscafé liegt das Gelände eines ehemaligen Kinderferienlagers der Volksstimme. Es ist bestanden mit den Gebäuden, die so ein Ferienlager zu DDR-Zeiten eben hatte: ein Hauptgebäude mit Speisesaal und vielen kleineren Räumen (ehemals Schlafräume), Sanitärtrakte, kleinere Bungalows, Küchengebäude. Das Areal wurde nach der Wende zunächst von der Treuhand verwaltet, dann in private Hände verkauft und verfiel zusehends.

 

Die Natur eroberte sich das Gelände zurück, Bäume und Strauchwerk überwucherten Vieles, eine wachsende Vogelwelt konnte sich ungestört ansiedeln. So gibt es hier unter anderem Singdrosseln, Goldhähnchen, Schwanzmeisen, alle heimischen Spechtarten und den Pirol, um nur einige zu nennen.

 

Nun ist das Grundstück in Gemeindehand, und noch ist nicht ganz klar, was damit passieren soll. Zunächst soll eines der Gebäude vom örtlichen Jugendklub genutzt werden. Dazu bedarf es umfangreicher Sanierungsarbeiten, und mit den Vorbereitungen wurde gerade begonnen: das "Gestrüpp" wird beseitigt, das heißt dass das Unterholz und Seitentriebe von Laubbäumen entfernt wird.

Direkt an der Einfahrt zum Parkplatz, den sich das Museum mit dem Freibad teilt, steht eine Gruppe von drei Kiefern, die vielleicht 50 oder 60 Jahre alt sein mögen. Kein Alter für eine Kiefer. Am Fuße dieser Dreiergruppe liegt ein Findling, wie es sie viele in der von der letzten Eiszeit überformten Altmark gibt. Ich mochte diese Baumgruppe immer besonders, sie grüßt mich jeden Morgen mit ihrer Gelassenheit und erinnert an die zahlreichen Großsteingräber der Umgebung.

 

Gestern erfuhr ich vom Mann mit der Kettensäge, der das Unterholz beseitigt, dass ich am nächsten Tag mein Auto nicht dort parken solle, denn einer dieser drei Bäume sollte gefällt werden. Er sei krumm und würde überhängen. Mit meiner eigenen noch "vorsaison-lichen" Gelassenheit war es dahin. Es sollten nur zwei Kiefern übrigbleiben, gemeinsam mit dem Stein und einem Baumstumpf???

 

Zufällig hatte der Bürgermeister an dem Tag noch Sprechstunde und ich beschloss hinzugehen und mein Unbehagen über die Abholzung und meine Bitte um Verschonung dieser Kiefer vorzutragen. Im Geiste legte ich mir die Worte zurecht, vor meinem inneren Auge sah ich mich schon nach Greenpeace-Art an den Baum gekettet, weil sich der Bürgermeister nicht hatte erweichen lassen...

 

Wider Erwarten aber war es ganz einfach, den guten Mann umzustimmen! Unser Gespräch dauerte nicht einmal 5 Minuten. Der Baum würde nicht gefällt werden. Innerlich jubelnd fuhr ich nach Hause, und heute früh teilte ich dem Sägemeister die neue Entscheidung des Bürgermeisters mit. So unkonventionell geht das hier.

 

So ganz traute ich dem Braten allerdings nicht, und rein zufällig gab es im Vorgarten am Museumseingang eine ganze Menge zu tun, so dass ich mich dort aufhalten konnte um aufzupassen, dass dem Baum tatsächlich nichts geschieht. Plötzlich störten mich die vielen herabgefallenen Nadeln und Kienäppel nicht mehr, sie waren vielmehr ein Zeichen dafür, dass es den Bäumen gut ging.

 

Mein kleines Pseudo-Hünengrab bleibt und grüßt weiterhin die ankommenden Gäste, die das Museum, das Bad oder das Café besuchen.

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