Wir tun nichts - wir wollen nur spielen

Unser täglicher Sprachgebrauch ist voll mit Redewendungen, die etwas mit Spiel und Spielen zu tun haben. Es fängt schon damit an: zum Beispiel. Eine Ansammlung von vielen verschiedenen Typen ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Wir haben gute oder schlechte Karten, aber am Ende war die Entscheidung XY ein abgekartetes Spiel. Ein Experte ist ein Ass auf seinem Gebiet, die Grippeviren werden in Schach gehalten, ganze Bevölkerungsgruppen wurden zum Spielball der Geschichte. In unserer Entscheidungsfreiheit haben wir immer einen gewissen Spielraum, und laut Straßenverkehrsordnung gibt es Spielstraßen, auf denen im wahren Leben das Spiel allerdings keine Rolle spielt. Das Schreiben eines Blogs ist in den Augen von besonders ernsthaften Menschen pure Spielerei. Bei meiner Oma, die aus dem alten österreichisch-ungarischen Kaiserreich stammte, war das Verb spielen reflexiv, also "sich spielen", gleichgesetzt mit "sich vergnügen".

 

So, nun haben wir ein bisschen mit Worten gespielt, ab hier wird es ernst.

Zwar habe ich nicht vor, eine Abhandlung darüber zu schreiben, aber ein paar Gedanken zum Thema Spiel habe ich mir doch gemacht. Bei meiner Recherche über das Spielen stieß ich unter anderem auf die Geschichte der Brettspiele. Das älteste belegte Brettspiel ist das "Königliche Spiel von Ur" aus der Zeit von ca. 2600 vor der Zeitenwende, auch Schach und Go gehören zu den ältesten nachgewiesenen Spielen. Sie alle sind Brettspiele. Bevor man diese Bretter hatte, wurde ein Spielplan in den Sand gezeichnet, Steine, Knochen, Muscheln oder Stöckchen dienten als Spielfiguren.

Wusstet Ihr, dass "Mensch ärgere Dich nicht" in den Wintermonaten (!) 1907/1908 erfunden wurde und große Popularität während des ersten Weltkrieges erlangte, als der Erfinder des Spiels Josef Friedrich Schmidt (Gründer des gleichnamigen Spieleherstellers) mehrere Tausend Spiele in die deutschen Lazarette schickte, damit sich die Soldaten dort die Zeit vertreiben konnten? Der Begriff "das schlug ein wie eine Bombe" ist vielleicht etwas unpassend an dieser Stelle, aber dieser schlaue Marketingtrick war der Auslöser für eine wahre Verkaufswelle dieses Spiels in den darauffolgenden Jahren. Der Erfolg ist ungebrochen und "Mensch ärgere dich nicht" noch immer ein Bestseller.

 

Oder nehmen wir Monopoly, das auch jeder kennt, und das ungefähr zur gleichen Zeit wie "Mensch ärgere dich nicht" erfunden wurde, nämlich 1904 von der US-Amerikanerin und Quäkerin Elizabeth Magie und ursprünglich als lehrreiches wirtschaftspolitisches Spiel gedacht war (Ms. Magie war Anhängerin der Sozialreformer) und "The Landlord's Game" hieß. Es sollte auch ungebildeteren Zeitgenossen zeigen, dass der skrupellose Grundbesitzer, der für seinen Lebensunterhalt nicht einmal arbeitet, sondern einfach nur Miete kassiert, immer reicher wird, während alle anderen in Armut und Elend stürzen. Frau Magie wurde nicht reich mit ihrer Erfindung. Sie verkaufte ihr Patent für nur 500 Dollar an den Spielehersteller Parker Brothers, der mit dem Verkauf des Spiels Millionen verdiente. The winner takes it all.

Eines der beliebtesten Spiele in meiner Familie ist Scrabble. Es kombiniert Glück und Können und erweitert den sprachlichen Horizont. Wir lieben Sprache und schlagen oft im Duden nach, um zu sehen, ob es ein bestimmtes Wort gibt oder auch Worte mit seltenen Buchstaben (die eine hohe Punktzahl haben), und am Ende entsteht noch eine kleine, meist lustige Geschichte aus allen gelegten Wörtern. Als ich ein Kind war, gab es das Spiel bei uns nicht (ich bin in der DDR aufgewachsen). Aber wenn wir bei Onkel Otto und Tante Christine in Priemern zu Besuch waren, hat er es manchmal aus dem Schrank geholt. Er hat es wohl bei einer seiner Reisen "aus dem Westen" mitgebracht.

 

Bei vielen Brettspielen geht es um Strategie. Man muss denken und lernt durch Erfahrung und Wiederholung (wie im richtigen Leben, oder?). Und doch hängt das Leben nicht davon ab, es ist eben ein Spiel, ein Zeitvertreib, eine Unterhaltung, aber auch ein Kräftemessen. Wir wollen die Herausforderung, wir wollen Spannung, und wir wollen gewinnen! Warum? Weil uns das Gehirn dann mit der Ausschüttung von Endorphinen belohnt, sagt die Hirnforschung.


Bei Bewegungsspielen wiederum geht es um Geschicklichkeit, Koordination und Körpergefühl bzw. -beherrschung, manchmal auch um Ausdauer. Viele Spiele haben gemein, dass es einen oder mehrere Gewinner und damit auch Verlierer gibt. Bei Mannschaftsspielen (im Sport) gewinnt oder verliert man als Mannschaft, als Team, das entweder gut oder nicht so gut zusammen gearbeitet hat.

Wer kennt heute noch Gummitwist? In meiner Erinnerung habe ich das im Sommer täglich gespielt. Allerdings braucht man immer zwei weitere Mitspieler, die den Gummi mit den Beinen halten, wenn sie gerade nicht dran sind. Wenn nur eine Freundin zum Spielen da war, haben wir uns auch mit einem Tischbein oder ähnlichem als "3. Mann" beholfen. Ganz ausgestorben scheint dieses Spiel aber nicht zu sein, in der Schweiz gibt es sogar eine Gummitwist - Community.

 

In meiner Kindheit war bei Kindergeburtstagen  "Stadt - Land - Fluss" total beliebt. Kennt Ihr das noch? Jeder Spieler hat ein Blatt Papier in Querformat, auf das die abzufragenden Kriterien als Tabelle eingetragen werden. Zum Beispiel: Stadt - Land - Fluss - Tier - Pflanze - Landschaft - Farbe - Beruf. Vieles ist denkbar, nicht immer ist es einfach. Einer sagt das Alphabet im Stillen auf, jemand sagt STOP! und dieser Buchstabe wird dann der Anfangsbuchstabe aller zu suchenden Begriffe sein. Die Zeit zum Überlegen ist begrenzt, beispielsweise auf eine oder 2 Minuten. Dann wird verglichen und Punkte werden vergeben. Wissensspiele sind auch heute noch sehr populär, und es gibt eine große Vielzahl von ihnen.

Abgesehen von vielen Onlinespielen und Solitär hat Spielen immer auch etwas mit Gemeinschaft zu tun, und jede Familie hat ihre eigenen Lieblingsspiele. Ich spiele mit anderen und vertreibe mir auf vergnügliche Art und Weise die Zeit. Da wir aber immer weniger Zeit im hektischen Alltag haben, die wir vertreiben müssten, wird diese gemeinsam verbrachte Zeit plötzlich ganz wertvoll. Wertvoll für Eltern, die mit ihren Kindern, oder Großeltern, die mit ihren Enkeln spielen.


Wenn ihr mal wieder mit anderen zusammen spielen wollt und auf diese Weise Zeit miteinander verbringen wollt, so habt ihr am Samstag, dem 17. Februar von 14 bis 17 Uhr bei uns im Museumscafé wieder Gelegenheit dazu. Wir stellen ein paar klassische und auch ein paar neuere Spiele zur Verfügung, die ihr nach Herzenslust bespielen dürft. Wir würden uns auch freuen, wenn ihr euer Lieblingsspiel mitbringen würdet.

In diesem Sinne herzliche Grüße!

Eure Astrid Lüders

P.S. Bei den Spieleanbietern hier unten kann man aus einem großen Sortiment von Brett- und anderen Spielen auswählen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Eberhard (Freitag, 16 Februar 2018 13:53)

    Super Idee! Bei einem Spieletag kommt Alt und Jung zusammen, man erlebt Gemeinschaft, hat Spaß und Freude und nebenbei trainiert man seine Grauen Zellen!