Tolle Wolle

Walkloden oder auch Walkwolle ist ein wunderbar warmes, wasser-, wind- und schmutzabweisendes Material. Es wird heute viel in der Trachtenmode verwendet, ist aber schon mindestens seit dem Mittelalter als widerstandsfähiger und wetterbeständiger Stoff für Mäntel und Decken bekannt.

 

Dass man auch sehr hübsche Sachen daraus machen kann, habe ich vor ein paar Jahren herausgefunden, als ich mir zu Weihnachten gerade eine Overlock geschenkt hatte und nun nach Einsatzmöglichkeiten suchte. Als ich die Walkstoffe in einem Stoffgeschäft in Berlin entdeckte, war ich sofort von der dichten Qualität und auch den wunderbaren Farben begeistert. Diese Walkloden waren nicht zu vergleichen mit dem Lodenmantel, den ich von meinem Onkel kannte, der Oberförster war und diesen Mantel quasi als Dienstbekleidung trug. Ich kaufte also etwas rot, hellblau und apfelgrün und nähte zunächst ein paar Kinderkleidchen daraus, die ich einmal bei Farbenmix gesehen hatte (meine Tochter trug ihres ein paar Jahre).

 

Dazu braucht man allerdings keine Overlock, denn eine der tollen Eigenschaften der Walkwolle ist, dass sie durch das Walken des Gewebes so fest wird und die einzelnen Wollfasern so miteinander verfilzt sind, dass man die Ränder nicht versäubern muss. Das ist zumindest so bei 100%iger Wolle oder Schurwolle. Wenn Polyester mit ins Spiel kommt (z. B. bei der etwas preiswerteren Kochwolle), wird das Gewebe etwas lockerer und man muss möglicherweise die Ränder umlegen oder mit einem Schrägband o. ä. versäubern.

Da der Winter ja nun nochmals richtig aufdreht, ist so ein Kleidchen/Tunika/ Pullunder fix genäht und hält das Kind schön warm. Auch Mützen und Röcke sowie Powärmer sind schnell gemacht. Die hier vorgestellten Schnitte sind auch für Anfänger bestens geeignet. Ihr braucht dafür keine Ovelockmaschine, eine ganz normale Haushaltsnähmaschine ist völlig ausreichend.

Der Schnitt von Farbenmix (habe ich unten verlinkt) ist eine gute Grundlage, allerdings habe ich die aufgesetzten Taschen etwas variiert, indem ich meist eine andersfarbige vorn aufgesteppt und oben mit einer Webborte abgeschlossen habe.

 

Eine weitere ganz einfache Sache ist diese süße Zwergenmütze für Babys und Kleinkinder. Die Mütze ist an den Ohren schön tief heruntergezogen. Hier habe ich noch ein Futter aus Jersey eingesetzt, damit die Wolle auf der zarten Kinderhaut nicht kratzt. Außerdem sieht es hübsch aus, wenn ihr ein andersfarbiges oder gemustertes Futter verwendet. Hier kommt eine Overlock gut zum Einsatz, aber auch mit einer Haushaltsmaschine könnt ihr euer Ziel erreichen. Den Link zu diesem Schnittmuster gebe ich euch auch unten an.

 

Natürlich könnt ihr auch aufwändigere Kleidungsstücke aus Walkwolle nähen, wie z. B. Mantel, Blazer oder Jacke (das geht dann aber nicht ganz so schnell). Unter diesem Artikel findet ihr einige Links zu Schnittmustern mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden für Jacken und Mäntel.

 

Eine Idee gibt es noch, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Bei Nähprojekten fallen natürlich auch immer etliche Stoffreste an. Da ich ein sparsamer Mensch und Restenerd bin, hebe ich sie auf. Baumwollstoffreste verarbeite ich bei verschiedenen Patchwork- und Quiltprojekten. Bei Walkwolle bin ich da noch nicht so vielseitig, aber die Puppe meiner Tochter hat nun auch ein neues Winterkleid bekommen:

Die einzelnen Teile habe ich aneinander gelegt (nicht übereinander wie sonst üblich) und mit einem Zierstich meiner Maschine verbunden. Vielleicht mache ich auf diese Weise noch einmal eine Puppendecke. Und schon haben wir wieder Patchwork. Bei einem meiner Lieblingsblogs, nämlich crazy mom quilts, habe ich diese hübsche und wirklich sehr einfache Resteverwertung gefunden (ihr müsst ein bisschen herunterscrollen). Der Blog ist auf englisch, aber die Idee mit der Wollfilzgirlande spricht für sich selbst und muss nicht übersetzt werden.

 

Nun habe ich die Walkwolle in den höchsten Tönen gelobt, und jetzt kommt noch ein unschlagbarer Vorteil, nämlich dass sie durch ihre schmutzabweisenden Eigenschaften selten gewaschen werden muss. Ausklopfen und Auslüften reichen meist völlig aus. Sollte es (besonders bei ganz hellen Walkstoffen) doch einmal nötig sein, dann habe ich mit dem Wollprogramm in der Waschmaschine, kaltem Wasser und einem Wollwaschmittel gute Erfahrungen gemacht. Nach dem Waschen kann das Kleidgungsstück in Form gezogen und flach auf dem Wäscheständer liegend getrocknet werden.

Hier sind die versprochenen Links für Schnittmuster, zunächst die leichten:

 

Wollwalkkleid/Tunika/Pullunder von Farbenmix

Zwergenmütze von Farbenmix

Und hier findet ihr das passende Material, nämlich Walkwolle und Kochwolle:

Ich wünsche euch wie immer viel Spaß beim Nähen und kommt gesund durch den Restwinter.

 

Eure Astrid Lüders

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